Protest im Wattenmeer gegen Ölbohrungen

Pressemitteilung von Greenpeace

Schon seit 1987 betreibt RWE Dea im schleswig-holsteinischen Teil des Nationalparks die Ölplattform Mittelplate. Jetzt will der Konzern vor der Küste Niedersachsens und Schleswig-Holsteins weitere Ölvorkommen erschließen und dazu vier Probebohrungen durchführen. Damit die Pläne nicht von vorne herein aussichtslos sind, hat man trickreich agiert:

Protest im Wattenmeer gegen Ölbohrungen (Foto: Daniel Müller/ Greenpeace)Als 2008 die Anerkennung des Wattenmeers als UNESCO-Weltnaturerbe im Gespräch war, wurden vorsorglich drei Exklaven ausgespart. Das heißt, bestimmte Teilgebiete sind für einen gewissen Zeitraum vom Status des Welterbes ausgeschlossen. So kann sich der Energiekonzern rechtfertigen, dass die geplanten Eingriffe nicht im Welterbegebiet erfolgen. Das ist richtig. Doch zum Teil liegen die Bohrungen in der sogenannten Schutzzone 1 des betroffenen Nationalparkes – so zum Beispiel nahe der Sandbank "Großer Knechtsand" im niedersächsischen Wattenmeer. Die Schutzzone 1 ist am strengsten geschützt und soll ohne menschliche Eingriffe bleiben.

(Auszug aus dem Nationalparkgesetz Schleswig-Holstein §5 - Schutzbestimmungen
(1) Im Nationalpark sind über die ausdrücklich zugelassenen Maßnahmen und Nutzungen hinaus alle Handlungen unzulässig, die zu einer Zerstörung, Beschädigung, Veränderung oder nachhaltigen Störung des Schutzgebietes oder seiner Bestandteile führen können. Insbesondere ist es nicht zulässig, 1. Eingriffe im Sinne des § 7 Abs. 1 des Landesnaturschutzgesetzes, Sprengungen oder Bohrungen vorzunehmen.)

Die Nationalparkgesetze der Länder geben dem Gebiet zwar einen sehr hohen Schutz, doch hat Dea trotzdem Anträge auf eine Genehmigung für Probebohrungen im niedersächsischen und schleswig-holsteinischen Wattenmeer gestellt. Ein Ölunfall in dieser nahezu unberührten Naturlandschaft würde kaum beherrschbare Folgen für das einzigartige Ökosystem bedeuten.

Für die Probebohrungen will RWE Dea eine pontonartige Bohranlage ins Watt schleppen. Sollten Ölvorkommen gefunden werden, würde anschließend von Land gefördert. Dea bemüht sich bereits seit 2007 um die Genehmigungen für ihre Bohrpläne im Wattenmeer. Seit vergangenem Jahr liegt der Antrag für insgesamt vier Bohrstellen den Behörden nun vollständig vor – eine Entscheidung steht noch aus, derzeit werden die Anträge des Energiekonzerns bei den Nationalparkverwaltungen und beim zuständigen Landesbergamt in Hannover geprüft. Die Genehmigung hängt von der Unterschrift des zuständigen Umweltministers (Robert Habeck / Grüne) ab. RWE Dea ist zuversichtlich, dass es mit der Genehmigung klappt. Dazu muss man wissen, dass die Bohrinsel Mittelplate im Jahr 2011 rund 100 Millionen Euro in Schleswig-Holsteins Kassen gespült hat.

Doch nicht nur die Förderung von Öl schafft Probleme. Auch Probebohrungen sind mit einem Risiko behaftet, wie der Unfall der Deepwater Horizon im Golf von Mexiko erschreckend deutlich gemacht hat.

Auf der Internetseite von Greenpeace, dem dieser Text mit freundlicher Genehmigung entnommen wurde, kann man Schleswig-Holsteins Umweltminister Habeck mit einer Protestmail auffordern die Probebohrung nicht zu genehmigen. Dessen Unterschrift wird am Ende über die Dea-Pläne entscheiden.

Keine Ölbohrungen im Wattenmeer (Greenpeace)